Tägliche Aufgaben in der Großstadt erledigen – eine Assistenz kann helfen

Tägliche Aufgaben in der Großstadt erledigen - eine Assistenz kann helfen

Tägliche Aufgaben in der Großstadt erledigen – eine Assistenz kann helfen

Nur wenn wir ganz bewusst innehalten, wird uns bewusst, wie viele Prozesse unseres täglichen Lebens völlig von selbst laufen. Wir navigieren quasi im Autopilot durch die City. Für Menschen mit körperlichen und kognitiven Einschränkungen ist ein Großteil dieser Navigation ein Buch mit sieben Siegeln und noch viel mehr unüberwindbaren Barrieren. Eine Möglichkeit, weitestgehend ohne Einschränkungen durch das tägliche Leben zu kommen, ist für Menschen mit einer größeren Behinderung ein Assistenzdienst. Er dient als Stütze bei der Bewältigung des Alltags und ist damit ein wesentliches Element der Teilhabe in unserer Stadt.

Was macht eine Alltagsassistenz?

Die Persönliche Assistenz unterstützt Klientinnen und Klienten, also Menschen mit einer kognitiven oder körperlichen Behinderung im Alltag. Hierbei unterscheidet man verschiedene Arten von Assistenzdienstleistungen:

Assistenz im Alltag

Zum einen hilft die Assistenz bei der Bewältigung des alltäglichen Lebens. Hierunter fallen das Führen des Haushalts, Einkaufen, die Kommunikation und Körperpflege. Assistentinnen und Assistenten nehmen zusammen mit dem Klienten Termine bei Ärzten und Behörden war, sie unterstützen bei der Pflege persönlicher oder familiärer Kontakte, sie sind also Ansprechpartnerin und Ansprechpartner in allen Bereichen des täglichen Lebens.

Assistenz für Bildung und Arbeit

Neben der Assistenz im Alltag gibt es vergleichbare Unterstützungsmöglichkeiten in der Arbeit. Gerade im Bereich des ersten Arbeitsmarktes können Klienten auf die Hilfe der Assistenz zurückgreifen, da sie aufgrund ihrer Behinderung in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Der Weg zur Arbeit, aber auch gewisse Handgriffe während der Arbeit, werden von der Assistenz unterstützt. Es kommt auch vor, dass die Assistenz beim Kontakt zu Kollegen und Vorgesetzten aushilft.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Persönlichen Assistenz ist die Hilfe bei der Bildung und der Ausbildung. Assistent:innen und Assistenten begleiten junge Behinderte zum Beispiel in der Schule oder an der Hochschule, aber auch in einem Ausbildungsverhältnis. Das gibt behinderten Menschen die Möglichkeit, sich für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren und erfolgreich in ein autonomes Berufsleben zu starten.

Wie stark greift eine Alltagsassistenz in das Leben der Betroffenen ein?

Der Umfang der Leistungen hängt von dem Grad der Einschränkung ein. Das kann von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein. Während die einen nur ein paar Stunden am Tag Hilfe benötigen, sind andere rund um die Uhr auf ihre Assistenz angewiesen. Wichtig ist: bei der Assistenz bestimmt die/ der Klient:in, wie, wann und wo ihm geholfen wird. Und wer sie oder ihn unterstützt. Die Angst, durch die Assistenz entmündigt zu werden, ist also unbegründet. Ganz im Gegenteil: Mit der Assistenz nimmt man, anders als im Heim oder in der Betreuung durch die Eltern, aktiv am sozialen Leben teil. Denn sowohl der Assistenzdienst also auch die Leistungsträger haben das Interesse, den Klient:innen eine möglichst große Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Diese Dienstleistung ist flexibel, sie kann über einen längeren Zeitraum bestehen, sie kann kurzfristig eine Hilfestellung geben, zum Beispiel nach einer größeren Operation, oder im Fall einer Arbeitsassistenz für die Dauer der Anstellung.

Der Großstadtdschungel als besondere Herausforderung

Der Alltag in einer Großstadt ist für Menschen mit einer gewissen körperlichen oder kognitiven Einschränkung nicht ohne Weiteres zu bewältigen. Das liegt an den vielen Hürden in der öffentlichen Infrastruktur. Treppen und Stufen erschweren den Zugang. Toiletten sind Mangelware bzw. zu eng für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Und wenn Fahrstühle vorhanden sind, sind diese oft außer Betrieb. Aber es geht nicht nur um Menschen im Rollstuhl. Menschen mit Seh- oder Hörbehinderungen haben oft Schwierigkeiten, sich in einer lebhaften Umgebung zu orientieren. Die Folge sind oft sehr gefährliche Situationen. Man denke auch an Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung. Sie haben oft Schwierigkeiten in der Kommunikation, sind mit Vorurteilen oder Diskriminierung konfrontiert. Viele ziehen sich deswegen zurück, was zu sozialer Isolation führt.

Während es in ländlichen Regionen oft ein nachbarschaftliches Netz der Hilfe gibt, hier sind auch die familiären Bande enger, erwischt die Anonymität der Großstadt diese Menschen mit voller Härte. Menschen, die in psychischer Hinsicht sensibler oder verwundbarer sind, brauchen auch eine anderes Sicherheitssystem für die eigenen vier Wände, um nicht Opfer physischer Gewalt zu werden.

Welche Ausbildung haben Alltagsassistenten?

Viele Menschen mit einer Behinderung fragen sich, welche Qualifikation die Assistent:innen im Alltag haben müssen. In der Regel muss hierbei nicht nach Zeugnissen gefragt werden, eine eigenständige berufliche Ausbildung gibt es hierfür gar nicht. Allerdings sollten die Assistent:innen viel Empathie, Organisationsvermögen und eine gewisse körperliche Fitness mitbringen. Für Assistent:innen, die Behinderte überall, und auch zuhause begleiten, kann es sinnvoll sein, dass sie einen Basiskurs Pflege absolvieren. Dies kann die Zusammenarbeit deutlich erleichtern. Denn zu diesem Kurs gehören auch Module, die das persönliche Verhältnis zu einem Menschen mit Behinderung thematisieren. Ein gutes Verhältnis von Distanz und Nähe schützt Assistent:innen vor einem Burnout, denn diese Arbeit erfordert ein hohes Engagement.

Wo finden Betroffene einen Alltagsassistenten?

Wer über Leistungen im Rahmen des Persönlichen Budgets nach dem Bundesteilhabegesetzt verfügt, kann sich eine Assistenzkraft selbst aussuchen. Und das ist auch wichtig, denn die persönliche Beziehung zu einem Menschen, der auch zuhause hilft, muss stimmen. In der Regel wird er die Assistent:innen über Assistenzbörsen im Internet suchen. Hier können Menschen mit einem Hilfebedarf Gesuche einstellen. Und hier suchen auch Menschen, die solche Assistenzleistungen anbieten. Hilfe erhält man auch bei den EUTB-Beratungsstellen, die es in jeder Stadt gibt. EUTB steht dabei für die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung. Diese Stellen wissen, wo man suchen kann. Darüber hinaus gibt es Unternehmen, die Assistenzdienstleistungen anbieten. Diese übernehmen auch die komplette Organisation des Verfahrens.

Wer bezahlt eine Alltagsassistenz?

Das Bundesteilhabegesetz regelt die Finanzierung der Persönlichen Assistenz. Denn diese Hilfe ist mit einem erheblichen Aufwand versehen und kann deswegen nicht ehrenamtlich geleistet werden. Alltagshelfer erhalten einen Lohn, der in der Regel über dem Mindestlohn liegt. Es gibt verschiedene Leistungsträger, die für die Finanzierung der Assistent:innen bzw. ihrer Arbeit zuständig sind. Als Leistungsträger kommen etwa infrage:

  • Krankenkasse
  • Deutsche Rentenversicherung
  • Pflegeversicherung
  • Unfallversicherung
  • Bundesagentur für Arbeit
  • Sozialamt
  • Jugendamt
  • Eingliederungsamt
  • Versorgungsamt

Welcher Leistungsträger im Einzelfall zuständig ist, hängt von drei Aspekten ab: den benötigten Leistungen, der persönlichen Situation und den Gründen, die die Assistenz erforderlich machen. Es kommt auch vor, dass verschiedene Leistungsträger sich die Kosten teilen. Hier wird aber immer festgelegt, wer als Ansprechpartner für den behinderten Menschen zuständig ist.

Assistenz kann man in verschiedenen Formen erhalten. Auf der einen Seite als Sachleistung. Hierunter fallen die ambulanten Pflegedienste, die hilfsbedürftige Menschen zuhause aufsuchen. Die zweite Option sind Geldleistungen. Das heißt, der behinderte Mensch erhält einen bestimmten Betrag ausgezahlt, mit dem er selbst Assistent:innen anstellen kann. Dafür braucht man allerdings einen Anspruch aus dem Bundesteilhabegesetz. Der Vorteil daran: Man kann selbst bestimmen, wer einem hilft. Das persönliche Budget kann man aber auch an einen Assistenzdienst weiterleiten, der sowohl die Assistenzleistungen als auch die komplette Organisation übernimmt. Wie immer man sich auch entscheidet, es ist wichtig, sich vorher gut beraten zu lassen. Die Stellen der EUTB können hier helfen, Beratungen bieten aber auch die Inklusionsämter und die Sozialverbände an.

Mit einer Alltagsassistenz auch in der Großstadt am Leben teilhaben

Das Leben in der Großstadt ist mit einer Behinderung nicht einfach. Aber dank der Persönlichen Assistenz auch nicht unmöglich. Ganz im Gegenteil: mit ihr kann man die vielen Möglichkeiten, die eine Großstadt wie zum Beispiel Berlin bietet, nutzen. Ein großer Bereich von Kultur, Sport und Freizeit stehen behinderten Menschen genauso offen wie Menschen, die nicht von Einschränkungen betroffen sind. Und falls es sich noch nicht herumgesprochen haben sollte: Deutschland hat die Behindertenrechtskonvention unterschrieben und ist rechtlich dazu verpflichtet, Behinderten den Zugang zum öffentlichen Leben zu garantieren. Inklusion ist also keine Kür, sondern Pflicht.